Feiertage
Allerheiligen, 1. November
Allerseelen, 2. November
November, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Noch einmal wirft ein großer Herbst das Licht des Nachsommers auf die sterbende Natur. November, Zeit der Totengedenken.
Den Anfang machen die katholischen Christen heute am Fest Allerheiligen. Entstanden aus heidnischem Totenkult, wurde es schon in der Urkirche gefeiert. Damals erinnerte es vor allem an die Märtyrer, die ihren Glauben an den neuen Erlöser mit dem Leben bezahlen mussten. Im Mittelalter wurden alle Heiligen einbezogen, so wie Albrecht Dürer es in seinem berühmten Gemälde dargestellt hat.
Allerheiligen ist untrennbar mit dem Gedenktag Allerseelen am 2. November verbunden. Die Liturgie verknüpft so die Gemeinschaft der Lebenden mit den Verstorbenen. Nicht zuletzt daher rührt der Brauch, zu Allerheiligen die Gräber mit Blumen und Lichtern zu schmücken.
Ein schöner Brauch, denn der Umgang mit den Toten spiegelt auch etwas von der Kultur der Lebenden. Er sollte uns teuer sein gerade in einer Zeit, die den Tod mehr und mehr aus dem Alltag verdrängt hat.
Buß- und Bettag, 22. November
Der Buß- und Bettag, den die evangelischen Christen heute begehen, ist nur noch in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag. Die übrigen Länder haben ihn vor zwei Jahren zur Finanzierung der Pflegeversicherung abgeschafft.
Die Kirche kann sich mit dieser sozialpolitischen Entscheidung nur schwer abfinden, wie der Einspruch des EKD-Vorsitzenden Manfred Kock zeigt. Dennoch, selbst für viele Christen war und ist der Bußtag nur ein willkommener freier Tag in der Arbeitswoche. Sein religiöser Kern, die Umkehr aus dem Glauben, wie Luther sie verstand, ist für eine Gesellschaft der Rekordleister ohnehin in weite Ferne gerückt.
Luther hatte gegen Bußübungen protestiert, die den Kirchenbeutel durch Ablasshandel klingeln ließen. Er wollte Buße frei von menschlicher Gerichtsbarkeit, frei von Rechtfertigung in schuldhafter Ausnahmesituation.
Keine schlechte Botschaft. Sie zu beherzigen, braucht es keinen gesetzlichen Feiertag – auch wenn dessen Abschaffung jenem Trend folgte, der einer Aushöhlung traditionsbewusster Feiertagskultur immer mehr Vorschub leistet.
Volkstrauertag, 19. November
Ist der Volkstrauertag ein Tag der älteren Generation, der Kriegsgräberfürsorge?
Freiwillige Feuerwehr, Männerchöre. Es soll der Toten beider Weltkriege und der Opfer der nationalsozialistischen Barbarei gedacht werden. Es geht um historische Ereignisse, die fast zwei Generationen zurückliegen.
Wider das Vergessen – diese Devise wird von vielen belächelt. Manche sagen: Ich kann das alles nicht mehr hören. Selbst der Streit über die Wehrmachtsausstellung zeigte, wie schwierig es ist, mit Vergangenheit nach bestem Wissen und Gewissen umzugehen.
Historiker, die sich nun einmal mit Vergangenem beschäftigen, werden noch lange über unser Jahrhundert der Grausamkeiten nachsinnen. Aber diese Fragen sind keineswegs nur etwas für einen Kreis von Eingeweihten.
Es geht nicht um Heldenverehrung, um lautes Wehklagen. Es geht darum, dass nicht vergessen werden darf, welch tiefe Wunden Gewalt zwischen Völkern und Volksgemeinschaften schlagen.
Den Nachgeborenen zur Mahnung und deshalb auch ein Fall für die heutige Friedenspädagogik.
Totensonntag, 26. November
Das irdische Leben des Menschen ist begrenzt. Es ist, selbst vor dem uns fassbaren Weltenlauf der Geschichte betrachtet, nur von kurzer Dauer. Es währet, wie die Bibel sagt, siebzig Jahr‘, und wenn es hoch kommt, achtzig. . .
Die einen sehen in dieser zeitlichen Begrenzung die eigentlich tragische Dimension menschlicher Existenz. Der Dichter Elias Canetti zum Beispiel hat in seinem Werk unermüdlich gegen die Unabdingbarkeit des Sterben-müssens aufbegehrt. Er wollte sich nicht abfinden mit dem Tod, dem schrecklichen Gleichmacher.
Die anderen sehen im Tod das Tor zu einem neuen Leben. Der Totensonntag, an dem die evangelischen Christen morgen auf geschmückten Friedhöfen ihrer Verstorbenen gedenken, ist Ausdruck einer solchen Vision der Hoffnung. In manchen Gegenden nannte man diesen letzten Sonntag im Kirchenjahr früher Ewigkeitssonntag.
Ewigkeitssonntag, welch ein Versprechen liegt in diesem alten Wort – auch wenn die Endlichkeit unserer Vorstellungskraft es nicht ermessen kann.
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